Ritamas spiritueller Weg beginnt
Mein spiritueller Weg begann in meiner Tanzakademie. Ich erinnere mich genau an den Moment, an dem mein neues Ich geboren wurde. Als ich in der Akademie begann, war ich eifrig und voller Talent. Tanzen war eine Freude, und ich liebte es, aufzutreten. Ich hatte Vertrauen in mich selbst – ich wusste, ich war gut darin. Ich war sogar etwas eingebildet! Ihr könnt euch meinen Schock vorstellen, als ich in einem Kurs die Benotung »mangelhaft« erhielt. »Warum? Wie ist das möglich? Ich? Ich bin eine der besten Tänzerinnen der Schule. Da stimmt doch was nicht mit der Lehrerin. Ich muss wirklich mal mit ihr reden.«
Ich war aufgebracht und ging zu ihr. Sie sagte: »Ritama, du hast keine Verbindung mit deinem Zentrum.« Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Meine Antwort kam sofort: “Und dafür geben Sie mir ein ›mangelhaft‹? Können Sie das denn nicht ändern? In allen anderen Kursen habe ich ein ›sehr gut‹ bekommen.”
“Nein”, sagte sie. “Ich tue das, weil ich deine Aufmerksamkeit wecken muss. Eines der wichtigsten Dinge, um eine hervorragende Tänzerin zu werden, ist es, zentriert zu sein.”
Ich konnte fühlen, dass sie es gut meinte, und spürte intuitiv, dass sie recht hatte, aber verstandesmäßig hatte ich keine Ahnung, wovon sie sprach. Ich verstand das Konzept nicht. Wo ist mein Zentrum? Welches Zentrum? Wie komme ich damit in Kontakt? Wenn ich nicht in meinem Zentrum war, wo war ich dann?
Dieser Moment initiierte für mich eine Reise: die Suche nach meinem Zentrum. Dennoch entzog sich mir das Zentrum lange Zeit. Was ich jedoch bald entdeckte, war ein wichtiger Schritt auf dem Weg: nämlich die Erkenntnis, dass und auf welche Weise ich mich außerhalb meines Zentrums befand.
Woher weiß man, dass man “nicht zentriert” ist?
Wir alle kennen das Gefühl, außerhalb unseres Zentrums zu sein, wir haben einen großen Teil unseres Lebens so verbracht!
- Du hast sicher schon erlebt, dass du dich unsicher oder angespannt fühltest.
- Vielleicht warst du nicht ganz präsent oder mit etwas anderem beschäftigt.
- Vielleicht war dein Handeln nicht so kraftvoll oder effektiv, wie du es gern gehabt hättest.
- Oder deine Gefühle waren in Aufruhr und verschleierten die Situation.
- Wenn du eine körperliche Aktion ausgeführt hast, warst du vielleicht ungeschickt dabei.
All dies sind Beispiele dafür, dass wir unser Zentrum verloren haben.
“Nicht zentriert« zu sein spiegelt sich in vielen sprachlichen Ausdrücken wider:
“Ich bin völlig chaotisch/durcheinander.”
“Ich habe nicht alle beieinander.”
“Ich bin weggetreten.”
“Ich stehe neben mir.”
Die Hauptrichtungen, in die wir uns vom Zentrum wegbewegen
Die folgenden Bilder zeigen die energetische Dimension einiger Arten und Weisen, wie wir unser Zentrum verlieren, und der Text gibt Hinweise darauf, wie du diesen nicht-zentrierten Zustand erkennst. Wenn du dir die Bilder anschaust, bemerkst du vielleicht, dass jedes Bild ein bestimmtes Gefühl im Körper hervorruft. Das ist dein Energiekörper, der sich umformt, allein dadurch, dass du das Bild ansiehst. Wahrscheinlich erkennst du alle Situationen wieder, aber welches löst die größte Resonanz in dir aus?
Es gibt noch viele andere Wege, wie wir uns aus unserem Zentrum wegbewegen können, die wir hier nicht aufgeführt haben, wie zum Beispiel sich zur Seite oder zur Diagonale dezentrieren. Füge deine eigene, dezentrierte Richtung hinzu.
Deine Energien befinden sich vor dir
Gefangen im Tun und im Antreiben, um deine Ziele zu erreichen
Zu viel des Guten tun, dich um andere kümmern und sie zufriedenzustellen
Vor dir:
- verhakelt im Tun oder Agieren
- überdreht oder zerstreut
- aggressiv
- diktatorisch oder penetrant
- sich selbst beweisen wollen
- zu viele Bälle jonglieren
Auch vor dir:
- andere zufriedenstellen wollen
- sich um andere kümmern
- emotional überengagiert
- Aufmerksamkeit erheischen
Deine Energien sind zusammengezogen oder befinden sich hinter dir
Zusammengezogen oder hinter dir:
- fest oder eingefroren
- übersensibel
- abwehrend
- sich wie ein Opfer fühlen
- sich verstecken, ausweichen
Deine Energien befinden sich über dir
Über dir:
- abgespalten von deinem Körper
- weggetreten, tagträumerisch
- nicht geerdet
- zu viel im Kopf
- zu “spirituell”, nicht realistisch
Deine Energien sind ganz unten
Unten:
- müde, leer, wenig Energie
- faul, Couch-Potato, Stubenhocker
- Antrieb verloren
- Süchte: Essen, Trinken, Drogen, Sex
- hoffnungslos, traurig, deprimiert
Ritama: Als ich mir meines Energiefeldes bewusster wurde, war meine erste Erkenntnis, dass ich mich vor mir selbst befand. Das hatte viele Konsequenzen. Auf der technischen Ebene hatte ich beim Tanzen Probleme mit dem Gleichgewicht. Auf der Ebene der Performance erhielt ich nach einer Tanzvorführung die Rückmeldung, dass ich zu viel gab. Und in meinem Privatleben war ich oft übermächtig und herrisch, und andere fühlten sich von mir überwältigt.
Das Bewusstsein, dass ich vor mich selbst trat, führte zu meinem nächsten Schritt: Wie komme ich wieder nach innen zurück? Ein ganz neuer Bereich der Schule, der für mich zuvor uninteressant gewesen war, zog mich plötzlich stark an. Die Suche nach meinem Zentrum entbrannte so sehr in mir, dass ich mich entschied, zur Fakultät für Modernen Tanz zu wechseln. Dort beruhten die Kurse auf Atem und Yoga, und ich begann ein Tai Chi-Training. Durch all diese neuen Methoden verstand ich allmählich, was es bedeutete, mich zu mir selbst zurückzuholen und nach innen zu gehen.